Come que mañana no hay! x Kuba 2019
Es fällt mir so schwer alle Eindrücke in Worte zu fassen, zumal ich sie selbst noch nicht einmal verarbeiten konnte. Aber es ist wahnsinnig schön zu wissen, dass auf dieser Welt noch eine weitere Familie für mich da ist, auch wenn sie so weit entfernt ist.
Angefangen hat alles am 13. Oktober mit dem Schritt in das Flugzeug Richtung Holguin. Der Flughafen, welcher dem Wohnort der Familie meines Freundes am nächsten liegt. Während der Autofahrt von Holgiun nach Las Tunas sind mir schon so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, wie schon lange nicht mehr. Wunderschöne Landschaft, Pferdekutschen, Plantagen und vor allem Armut. Ziegelwände unterbrochen von Holzbrettern umrahmten kleine Bodenflächen, die durch Wellblech abgedeckt wurden. Kein Strom, kein fließendes Wasser. Die ersten Stunden musste ich übermüdet mit den Tränen kämpfen. Ich konnte es alles nicht fassen, nicht begreifen. Wir waren hier zum Familie besuchen und Urlaub machen und während wir im Reisebüro, aufgrund der Insolvenz des Reiseveranstalters, die Reise doppelt buchen mussten, leben dort Menschen, die mit der Armut kämpfen müssen. Ich hatte kaum Zeit über all das nachzudenken, denn nach zwei Stunden erreichten wir Las Tunas. Ein anderes, besseres Bild kam zum Vorschein. Gut gebaute Häuser, Stromleitungen, Feldwege fast Straßen. Wir stoppten an einem Haus, Menschen strömten heraus, umarmten mich, zogen mich an sich heran, freuten sich mich zu sehen. Ich sah zu Robert, welcher mit Tränen in den Augen seine schwerkranke Oma nach fast zehn Jahren wiedersah. Kurze Augenblicke und ich hatte eine Familie dazugewonnen.
Während ich gerade den Text verfassen, drehen sich meine Gedanken wieder im Kreis. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Vielleicht einfach mit den Lebensumständen auf Kuba. Wir sind fast jeden Tag mit einer Kutsche in das Zentrum von Las Tunas gefahren, denn nur selten und nur in Schüben gab es spezielle Dinge (die für uns btw selbstverständlich sind) zu kaufen. Angefangen von Toilettenpapier, über Öl und Fleisch. Alles ist übertrieben teuer und für die Einheimischen ohne Unterstützung aus dem Ausland kaum zu beschaffen. Die Regale sind fast alle leer. Es gibt vereinzelt Lebensmittel, wie Milch, Marmelade, Käse und Wurst, aber auch diese sind für die Einheimischen fast nicht zu bezahlen. Für alles und auch für Internet muss man Ewigkeiten anstehen. Es gibt Internetkarten, die man sich für begrenzte Zeit kaufen kann und die dann nur an wenigen, zentrumsnahen Orten funktionieren. Viele Kubaner verkaufen eigene angebaute Lebensmittel oder Tiere, die sie auch auf der Straße vertreiben. Außerdem fahren unzählige Mopedfahrer an den Wohnhäusern vorbei, um zum Beispiel Hühner und Brot zu verkaufen. Ich habe es noch nicht ganz durchschaut, aber scheinbar verdienen viele ihr Geld durch das Handeln mit eigenen Produkten, da der Lohn für eine „normale“ Arbeitsstelle einfach zu gering ist.
Trotz der vielen Mängel und den schlechten Lebensverhältnissen, habe ich nur wenige Beschwerden gehört und alle scheinen das Leben zu lieben. Während wir uns in Deutschland noch über die Verspätung der Bahn aufregen, sitzen in Kuba alle zusammen und spielen Domino.
Ich bin stolz auf mich, dass ich diese ganzen Umstände einfach akzeptiert habe. Mir waren Kakerlaken in der Dusche egal, ich habe über die Transportmittel gelacht, ich habe mir einfach keine Gedanken über die hygienischen Verhältnisse gemacht. Ich habe mich einfach integriert und Spaß gehabt. Ich habe mich mit meinem Mini-Spanisch verständigt und klar bin ich mit meiner Hautfarbe aufgefallen und ich musste manchmal etwas versteckt bleiben, damit nicht wegen mir Touristenpreise gezahlt werden mussten, aber ich habe mich so zu Hause gefühlt. Wir haben im Wohnzimmer Salsa getanzt, kubanisch gegessen, ein Schwein und ein Huhn gekauft. Wir haben kubanische Pizza gegessen, nur kalt geduscht, Kokosmilch getrunken und alles kommt mir vor, als hätte ich das schon mein ganzes Leben lang gemacht. Ich kann momentan nur alles kurz anreißen und mit nur wenigen Worten beschreiben, weil ich es selbst noch nicht ganz in Worte fassen kann. Ich habe so eine Reise zum ersten Mal gemacht und vielleicht können die Bilder mehr sagen, aber für mich ist es so, als hätte ich jetzt, mit 25 Jahren gelernt, was das Leben ausmacht und wo meine Hilfe gebraucht wird.
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Das Cadillac-Hotel in Las Tunas |
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Pferdekutschen als Verkehrsmittel |
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Das Museum in Las Tunas |

Wir werden wiederkommen. Jedes Jahr, solange wir können.
*keine Werbung, alles selbst gezahlt.
*keine Werbung, alles selbst gezahlt.